Das enorme Potential einer einheitlichen Lieferkette

Die heutige dynamische Logistiklandschaft erfordert eine Abkehr von isolierten und in sich geschlossenen Ansätzen hin zu einheitlichen Lieferkettenabläufen. Die Zukunft hängt vom Aufbau vollständig harmonisierter Systeme ab, die Anwendungsgrenzen überwinden und Informationen im gesamten Logistik-Ökosystem austauschen. Schauen wir uns das Potenzial an, das freigesetzt wird, wenn technische Barrieren zwischen Lieferkettenlösungen beseitigt werden und diese Anwendungen im Einklang miteinander arbeiten. Wir werden eine einheitliche Lieferkette beschreiben, die maßgeblichen beteiligten Systeme analysieren und die erforderlichen Anpassungen beleuchten. Abschließend werden wir die Vorteile für die Praxis untersuchen, die sich aus dieser einheitlichen Umgebung ergeben. Lassen Sie uns zunächst einige Begriffe klären.

Vereinheitlichung der Lieferkette

Die Vereinheitlichung der Lieferkette ist ein grundlegend neuer Ansatz für das Logistikmanagement. Durch den Abbau von Barrieren zwischen Systemen erreichen Organisationen eine nahtlose Umsetzung und Optimierung und können so ein bisher unerreichtes Leistungsniveau erreichen. Die Analysten von Gartner definieren die Vereinheitlichung der Lieferkette so, dass traditionelle Systeme über ihre Anwendungsgrenzen hinweg arbeiten, um bestimmte Funktionen auszuführen und zu optimieren. Vereinheitlichte Lieferkettensysteme gehen noch einen Schritt weiter, indem sie diese Grenzen vollständig beseitigen.

Gartner Quote

Traditionelle Lieferkettensysteme

Wenn wir von Lieferkettensystemen sprechen, beziehen wir uns auf etablierte Organisationsstrukturen, die die Ausführung von Lieferkettenvorgängen erleichtern. Diese Systeme können isoliert oder integrierbar sein und verfügen aber über einen verzögerten und eingeschränkten Datenaustausch. In der Regel lassen sich diese Systeme in drei Hauptkategorien einteilen:

  1. Transportmanagementsystem (TMS): Dieses System umfasst Aktivitäten wie Vertragsverhandlungen mit Spediteuren, die Verwaltung interner Fuhrparks und die Optimierung von Versandrouten, um logistische Vorgaben effizient zu erfüllen.
  2. Lagerverwaltungssystem (WMS): Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Wareneingang, der Lagerung, der Kommissionierung und dem Versand von Produkten, wobei die Einhaltung von Liefervereinbarungen und die Optimierung des Arbeitszeitaufwands im Vordergrund stehen.
  3. Yard-Management-System (YMS): Als Bindeglied zwischen Transport- und Warehousing-Funktionen steuern Yard-Management-Systeme den Warenfluss zwischen LKWs und Warenlagern.

Einheitliche Lieferkettensysteme funktionieren anders

Der Weg zur Vereinheitlichung der Lieferkette begann vor über einem Jahrzehnt. Die jüngsten Fortschritte in der Cloud-Technologie haben seitdem eine entscheidende Rolle in diesem Übergangsprozess gespielt. Die Cloud-native Architektur ermöglicht einen Wechsel zu modularen Komponenten und fördert den nahtlosen Informationsaustausch zwischen verschiedenen Bausteinen. Darüber hinaus stellt diese innovative Architektur sicher, dass die Systeme immer auf dem neuesten Stand bleiben, sich schnell an neue Anforderungen anpassen lassen und Zugang zu kontinuierlichen Innovationen bieten.

Im Folgenden werden drei Anwendungsfälle vorgestellt, die zeigen, wie einheitliche Lieferketten sich von herkömmlichen Lieferketten unterscheiden.

Anwendungsfall: Pre-Plan Flow

Bei einem traditionellen Ansatz werden Aufträge zur Planung in das TMS eingespeist, mit einer Schnittstelle zum WMS für die Ausführung (Abbildung 1). Sobald dieser Versandplan jedoch übermittelt wurde, ist das TMS an diesen gebunden, ohne die Möglichkeit, Anpassungen oder Neuoptimierungen vorzunehmen, selbst wenn neue Aufträge in das System eingehen. Dem TMS fehlt ein detaillierter Einblick in die Ausführungsphase des WMS, da es nur aggregiertes Feedback erhält. Details wie Allokationen, Cubing, Palettenerstellung und Kommissionier-/Verpackungsprobleme bleiben dem TMS bis zum Versand unbekannt.

Figure 1: Traditional Integrated Systems: TMS + WMS Pre-Plan Flow

Abbildung 1: Traditionelle integrierte Systeme: TMS + WMS Pre-Plan Flow

Bei einer einheitlichen Lösung erhält das TMS umfassenden Zugriff auf Informationen zur Ausführung (Abbildung 2). Dadurch kann die Versandplanung kontinuierlich neu bewertet und optimiert werden, um in Echtzeit auf Produktionsschwankungen und kurzfristige Auftragsänderungen zu reagieren. Neue Aufträge lassen sich nahtlos in den Plan integrieren, da die Versandplanung über den aktuellen Stand der Ausführung informiert ist. Durch diese erhöhte Transparenz werden Planungsentscheidungen erheblich optimiert, da sich Lagerkomponenten wie Allokation und Cubing direkt auf die Planung des Versands auswirken.

Figure 2: Unified System: TMS + WMS

Abbildung 2: Einheitliches System: TMS + WMS

Bei herkömmlichen integrierten oder Standalone-Lösungen liegt die tatsächliche Auslastung des LKWs aufgrund von prognostizierten Abweichungen, die während des Lagerbetriebs auftreten, in der Regel deutlich unter der tatsächlichen Kapazität des Fahrzeugs. In einer einheitlichen Umgebung können Unternehmen jedoch Echtzeitdaten aus der Lagerverwaltung nutzen, um die Versandplanung zu optimieren und Ressourcen effizient bis zur vollen Kapazität auszuschöpfen.

Die meisten Bestandsabweichungen sind auf Allokations-/Cubing-Abweichungen zurückzuführen. Durch die Synchronisierung der Planung mit Echtzeitschwankungen während der Prozesse des Kommissionierens, Verpackens und Versendens und durch die Beseitigung von Pufferflächen in LKWs können Unternehmen die Auslastung von LKWs erheblich steigern, indem sie die Disposition im Voraus über Abweichungen informieren. Dieses Echtzeitwissen über Lagerbestände und -abläufe erhöht die Genauigkeit der erwarteten Versandmengen und führt zu einer besseren Auslastung der LKWs, da unnötige Kapazitätspuffer vermieden werden.

Neben der Versandplanung ergeben sich auch in der gesamten Lieferkette Verbesserungen. Lassen Sie uns diese Vorteile über das Lager hinaus erkunden und einen Blick auf den Außenbereich werfen.

Anwendungsfall: Dynamische Verknüpfung von LKW-Daten Echtzeit

In Distributionszentren wissen die Mitarbeiter, wie wichtig es ist, den operativen Betrieb der Lkws zu koordinieren, um Störungen und Bußgelder für zu lange Standzeiten zu vermeiden. In der Regel wird der Andockplatz anhand von Erwartungswerten zugewiesen, was aufgrund täglicher Schwankungen zu einer Unter- oder Überauslastung führt (Abbildung 3). 

Figure 3: Dedicated Docks

Abbildung 3: Reservierte Docks

Die einheitliche Lieferkettentechnologie optimiert diesen Prozess (Abbildung 4). Nach dem Entladen verwaltet das YMS automatisch leere Lkws und plant die nächsten Schritte basierend auf Faktoren wie Lagerentladezeiten und transportbezogenen Elementen wie voraussichtlichen Ankunftszeiten der Lkws. Durch die nahtlose Integration von Live-Entladungen in den Wareneingangsprozess wird der Bedarf an reservierten Laderampen und damit verbundene Ineffizienzen eliminiert.

Figure 4: Dynamic Planning

Abbildung 4: Dynamische Planung

Anwendungsfall: Optimierte Wege bei der Warenverräumung

In einer einheitlichen Lieferkette kann das Lagerverwaltungssystem die Grundlage für bessere Entscheidungen bilden, indem es Details der Lagereinrichtung aufschlüsselt. So hat beispielsweise bei der Verräumung die gewählte Eingangstür einen erheblichen Einfluss auf die Laufdistanz (Abbildung 5).

Figure 5: Traditional Putaway Path

Abbildung 5: Traditioneller Verräumungsweg

Bei älteren Lösungen wird die Entscheidung über die Zuweisung von Türen oft über Erfahrungswerte getroffen. Fortgeschrittenere integrierte Lösungen können eventuell sogar eine regelbasierte Zuweisung nutzen. Allerdings bietet keine dieser Lösungen eine wirklich optimale Handhabung. Bei vereinheitlichten Systemen werden alle erforderlichen Informationen nahtlos zwischen den einzelnen Komponenten ausgetauscht, um eine optimale Entscheidungsfindung zu ermöglichen, z. B. bei der Lagerplanung und Einlagerungsstrategie, wodurch Effizienz und Genauigkeit gefördert werden (Abbildung 6).

Figure 6: Putaway with Unified Systems

Abbildung 6: Einlagerung mit vereinheitlichten Systemen

Der Weg zur einheitlichen Lieferkette

  Die Einführung einer einheitlichen Lieferkette schafft Möglichkeiten für neue Maßstäbe in Sachen Effizienz, nachhaltiges Wachstum und Wettbewerbsvorteile. Durch den Abbau traditioneller Barrieren und die Einführung von Innovationen können Unternehmen die Effizienz, Transparenz und Zusammenarbeit im gesamten Logistik-Ökosystem verbessern. Der Weg zur Vereinheitlichung der Lieferkette ist sicher noch lang, doch die möglichen Vorteile sind beträchtlich. Eine einheitliche Technologie versetzt Unternehmen in die Lage, die moderne Logistik mit Vertrauen, Flexibilität und Widerstandsfähigkeit zu steuern.